Daten zur Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Brenndorf (Hellmut Klima)

Die Kirchenburg Brenndorf im Jahr 1833. Zeichnung von Rudolf That, 1983.

Fünf Urkunden aus dem 14. Jahrhundert

 

23. Juni 1368 Die Führung des Kronstädter Distriktes erklärt, dass sich der Gräf von Brenndorf (Comes Jacobus de Bathfalua") beklagt hatte, dass Feinde von ihm sein Wohnhaus in Brenndorf (villa Bathfalua") angezündet haben. Mit seinem gesamten beweglichen Vermögen sind damals auch zwei Urkunden der ungarischen Könige Karl Robert und Ludwig verbrannt, in denen die Steuerfreiheit seines Hofes und einer von ihm in Brenndorf errichteten Mühle ausgesprochen war. Diesem nach ist es wahrscheinlich auf Grund sozialer Gegensätze zu einem Gewaltakt gekommen, der sich gegen die im Ort wohnhafte Gräfenfamilie richtete. Gräf Jakob bittet nun auf Grund der vorhandenen Rechtskenntnis urkundlich ihm seine Freiheiten erneut festzulegen. Auf diese Bitte hin bestätigt die Führung des Kronstädter Distriktes seine althergebrachten" Privilegien, denen gemäß der Gräf, wie seine Vorfahren einen Hof und eine Mühle in Brenndorf besitzen, die von allen Steuern und Abgaben auf Grund königlicher Privilegien befreit sind. Bei dieser Beurkundung wird Brenndorf das erste Mal erwähnt. Da aber hier auch auf eine königliche Urkunde von König Karl Robert (1310-1342) Bezug genommen wird, ist die Gemeinde Brenndorf schon während dessen Regierungszeit vorhanden gewesen, wahrscheinlich aber noch viel früher entstanden.

Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Band II, 918-316

 

Gleichzeitig ist durch diese urkundliche Erwähnung auch der Erweis erbracht, dass Brenndorf als freie Gemeinde zum Kronstädter Distrikt gehörte.

 

1377 In einem königlichen Privileg, das Kronstadt und den Burzenländern rechtliche Vorteile zuspricht, wird erklärt, dass dieser Ort, zusammen mit den zwölf übrigen freien Gemeinden, die von alters her der Stadt Kronstadt zugehörig seien, auch von nun an weiter zu derselben gehören sollten. Damit ist jedoch nicht ein Untertänigkeitsverhältnis festgelegt, sondern eine Gerichts- und Verwaltungseinheit bestätigt, deren Hauptort die Stadt Kronstadt sein sollte. Die Bewohner dieser Orte sollten verpflichtet sein, zusammen mit der Stadt, dem König zu dienen. Bei dieser Gelegenheit wird der Ort urkundlich Brigendorf" genannt.

Ub. II-1085-479

 

1395 - König Sigismund, der sich nach einem Feldzug in der Moldau gerade in Kronstadt aufhält, verleiht dem Gräfen Johannes, dem Sohn des Gräfen Jakobus von Brenndorf, /Johannis filii Jacobi de Bothfalua de districtu Brasouiensi"/ und den Söhnen seines verstorbenen Bruders Nikolaus /quondam Nicolai filii ipsius Jacobi, fratris eiusdem Johannis"/ vollständige Abgabenfreiheit für ihre 2 Höfe, ihre Ackerländer und ihre Mühle in Brenndorf . Die Urkunde berichtet, dass beide Brüder, die Gräfen Johann und Nikolaus, Söhne des Grafen Jakob von Brenndorf, sich in einigen kriegerischen Unternehmungen im Dienst des Königs besonders ausgezeichnet haben. Der eine von ihnen, Nikolaus, ist bei Gelegenheit des Kampfes in der Moldau auf grausame Weise getötet worden. Auf Brenndorfer Hattertgebiet soll die Gräfenfamilie das ausschließliche Mühlrecht innehaben. Es wird verboten, in Brenndorf eine neue Mühle zu errichten. Trotzdem aber erlaubt der König den Bewohnern von Brenndorf, wo immer ihr Getreide zu mahlen. Dem Szeklergrafen aber und dem Kronstädter Rat wird befohlen, die Gräfenfamilie in ihren Vorrechten zu schützen. Es ist aus dieser Beurkundung erkennbar, dass es Gegensätze zwischen den Grafen und den übrigen Bewohnern von Brenndorf gab.

Ub. III-1347-133 f

 

1396 - Die Bewohner von Brenndorf beschließen, in der Gräfenmühle kein Körnlein" zu mahlen. Entgegen des vom König den Gräfen verliehenen Privilegien gehen die Brenndorfer daran, eine andere Mühle zu bauen. Nun beginnen die Gräfen vor dem Gerichtsstuhl des Szeklergrafen einen Prozess gegen die Gemeinde. Es erfolgt eine Gerichtsentscheidung zugunsten der Gräfen. Die Ältesten von Brenndorf /seniores villae Bringingdorf"/ werden zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Nur auf Bitten des Kronstädter Rates wird die Zahlung derselben erlassen. Der Rat von Kronstadt setzt fest, dass die Brenndorfer, wenn sie die Privilegien der Gräfen verletzen, künftig 100 Goldgulden zu zahlen haben. Auch die Gräfen aber sollen 100 Gulden zahlen, wenn sie neuen Streit beginnen.

Ub. III-1374-161

 

1397 - Zwei Monate darauf gelingt es dem Kronstädter Rat, einen Vergleich zwischen den Gräfen und der Gemeinde Brenndorf zustande zu bringen. Es wird festgesetzt, dass die Bewohner von Brenndorf /villa Bringendorf"/ die Mühle wieder aufbauen.

Ub. III-1391-175 f.

 

 

Gräfen in Brenndorf

1368 beginnt die Gräfengeschichte, gleichzeitig mit der Ortsgeschichte. Dem Gräfen Jakob wird in Brenndorf sein Wohnhaus niedergebrannt. Dabei verbrennen ihm auch zwei Urkunden der Könige Karl (1310-1342) und Ludwig. Demnach hat schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Gräfenfamilie sich Privilegien beschafft. Sie besaß in Brenndorf 2 Höfe und eine Mühle, beide abgabenfrei und steuerfrei.

Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Band II, 918-316

 

1395: Jakob ist Vater der beiden Söhne Johann und Nikolaus. Diese nehmen an einem Feldzug des Königs Sigismund in die Moldau teil. Auch in anderen Feldzügen haben sie sich ausgezeichnet. Graf Nikolaus stirbt einen grausamen Tod im Kampf in der Moldau. König Sigismund spricht der Gräfenfamilie das ausschließliche Mühlrecht auf dem Gebiet von Brenndorf zu.

Ub. III-1347-133

 

1396 kommt es zu einem Prozess zwischen der Gemeinde Brenndorf und der Gräfenfamilie. Die Brenndorfer bauen sich eine neue Mühle und boykottieren die Gräfenmühle. Der Kronstädtar Rat setzt sich für die Brenndorfer ein, als sie zu einer hohen Geldstrafe verurteilt werden.

Ub. III-1374-161

 

1397 bringen die Kronstädter einen Vergleich zwischen der Gemeinde und den Grafen zustande. Die Gemeinde wird verpflichtet, die niedergebrannte Gräfenmühle wieder aufzubauen.

Ub. III-1391-175 f

 

Als 1415 ein Grundkomplex von den benachbarten Szekler angekauft wird, geht die Gemeinde in Einvernehmen mit den Gräfen vor.

Ub. III-1775-664

 

Gräf Ladislaus, ein Sohn des im Kampf gefallenen Nikolaus, erhält von König Sigismund 1419 die Bestätigung der Steuerfreiheit und der Mühlrechte. Dabei erfahren wir jedoch, dass die Gräfenfamilie 5/8 des Gräfenbesitzes bereits der Gemeinde verkauft hat.

Ub. IV-1855-89, 91

 

Auch später lassen sich die Gräfen noch ihre Vorrechte bestätigen.

1413: Zwischen den Töchtern einerseits und den Söhnen andererseits des verstorbenen Gräfen Johann von Brenndorf gibt es einen Erbschaftsstreit. Die Gräfentöchter Ursula und Fey fordern vor dem Gericht des Szeklergrafen Anteile an Mühlgrund und Ackerländer von den Brüdern Jakob, Nikolaus, Petrus und Johann, den Gräfen von Brenndorf /Bringendorff"/ Der Szeklergraf stellt fest, dass die weiblichen Nachkommen von der Erbschaft ausgeschlossen bleiben und spricht den Hof mit Ackergrund und Mühle den Söhnen des Johann zu. Gleichzeitig wird auch bescheinigt, dass ein Silbergürtel von der Gattin des verstorbenen Johann dem Sohn Johann geschenkt worden sei.

Ub. III-1720-575 f

 

1523: Es gibt noch Nachkommen der Brenndorfer Gräfen, die sich ihre Vorrechte bestätigen lassen. Einige Jahrzehnte später führen die Erben die ehemalige Rangbezeichnung als Familiennamen.

 

1566: Der alte Greff Hans" hatte der Gemeinde seinen Mühlanteil für 200 Gulden verkauft. Auf Protest seines Sohnes wird festgesetzt, dass die Kaufsumme als Anleihe zu betrachten ist. Bei Tilgung der Schuld soll die Gemeinde den Mühlanteil der Familie Greff" zurückerstatten.

Gernot Nussbächer: Aus Urkunden und Chroniken", 1981

 

Die Gräfen gehen im Brenndorfer Bauerntum auf!

 

 

Ludwig Rohbock: „Befestigte Kirche in Brenndorf“, aus dem dreibändigen Werk „Ungarn und Siebenbürgen in malerischen Original-Ansichten“, das 204 Stahlstiche enthält und von 1856 bis 1864 im Verlag G. G. Lange in Darmstadt erschienen ist.

Kirche und Glockenturm in Brenndorf

 

13. Jahrhundert: Bau einer romanischen Basilikalkirche mit einem Glockenturm. Davon haben sich nur die Reste des rundbogigen Westportals unter dem Glockenturm erhalten. Horwath Walter: Die Baugeschichte der sächsischen Kirchenburgen und Kirchen".

In Das Burzenland, die Dörfer des Burzenlandes", Band IV, Teil I 1929/125

 

1455: Durch eine urkundliche Erwähnung ergibt sich, dass die Kirche dem Heiligen Nikolaus geweiht gewesen ist. /plebani ecclesiae sancti Nicolai in Bringendorff"/.

Ub. V-2959-424

 

1456: Die Kirche wird durch Brand schwer beschädigt. Horwath 1929/125

 

1477: Die durch Brand beschädigte Kirche wird neu getäfelt. Qu. Kr. IV/52

 

1799: Auf die ehemaligen Turmmauern wird ein neuer Turm gebaut.

Horwath Walter: Baugeschichte 1929, Seite 124

 

Auf dem Glockenturm ist die Jahreszahl 1799 verzeichnet. Inventar 1967

 

1802 X 26: Durch ein Erdbeben wird die Kirche völlig zerstört. Horwath, S. 123

Bald nachher wird die zerstörte Kirche gänzlich abgetragen. Ebendort

Der Glockenturm wird sehr stark beschädigt. Ebendort S. 124

 

Aus einem Untersuchungsbericht ergibt sich, dass vom Glockenturm das erste und zweite Geschoss starke Sprünge erhält, das neugebaute dritte und vierte Geschoss aber unverletzt bleiben. Die ganze Kirche, vom Glockenturm bis an das Chor, samt Dachstuhl, Gewölbe und den beiden Seitenmauern stürzen ein. Orgel, Kanzel und alle Einrichtungsgegenstände in der Kirche werden in Schutt begraben.

Horwath: Baugeschichte 1929/124

 

1803: Vom siebenbürgischen Gubernium wird der Kirchengemeinde eine Bewilligung zur Spendensammlung für den neuen Kirchbau ausgefolgt. Inventur 1967

 

1804: Bau einer neuen geräumigen Saalkirche, deren Chor 11,5 m lang und 9,5 m breit ist, während der Saal 24 m lang und 12,5 m breit ist. Horwath, 1929/12

 

Die Altarinschrift sagt, dass l806 die neue Kirche eingeweiht wurde. Auf der Nordseite des Chores befindet; sich eine Sakristei. Lokalaugenschein 1967

Bauzeit: März 1804 bis Oktober 1806. Inventar, 1967 H. Hochmeister

 

1862: Auf dem Glockenturm ist die Jahreszahl 1862 angegeben. Inventur 1967

 

1879: Die alte Kirche aus dem Jahr 1310 war im romanischen Styl erbaut, das alte Mittelschiff war höher als die Seitenschiffe. Der gegenwärtige Thurm ist, wie die Dicke der Mauern und das Gewölbe zeigt, bis zur Orgel der alte, von da weiter hinauf die der Kirche neu gebaut. Der Taufstein trägt die Jahreszahl 1491. Auf der Südseite des Chores stehen noch die alten Chorgestühle aus der alten Kirche."

Philippi Fr.: Erinnerungen an die Generalkirchenvisitation 1879, S. 48

 

1976: Nach Anweisung von Architekt Günter Schuller- Kronstadt wird die Kirche einer Generalreparatur im Wert von 80 000 Lei unterzogen.

Kirchliche Blätter 1/1978

 

1977: Am 4. März 1977 erleidet die Kirche durch das Erdbeben eine so heftige Erschütterung, dass mehrere Minuten die Glocken läuten und 2 kleine Glocken herabfallen. Kirche und Turm erhalten viele Risse und durchgehende Sprünge. Durch ein System von innerer Verschlüsselung wird der arg beschädigte Turm gerettet. Die Gemeinde geht sogleich an die Gesamtreparatur, die auch mit einer Erneuerung des Kircheninneren und der Einrichtungsgegenstände verbunden wird. Die Kosten betragen 300 000 Lei. Die Kirche wird am 6. November 1977 von Bischof A. Klein wieder eingeweiht.

Kirchliche Blätter 1/1978

 

Hellmut Klima (1982)