Die Kirche in Brenndorf ist einen Besuch wert

Wichtige Informationen und geschichtliche Daten

Nach der Einweihung am 8. Dezember 2013 durch Bischof Reinhart Guib wird die evangelische Kirche in Brenndorf wieder als Gotteshaus genutzt und steht ab sofort offen auch für Besucher. Alle Brenndörfer und jene, die sich für Brenndorf interessieren, sind eingeladen, die Kirche zu besichtigen. Ihre Geschichte ist verbunden mit vielen feindlichen Einfällen, Plünderungen, Bränden, Seuchen und Erdbeben, zeigt aber auch, mit welchem tiefen Glauben die Sachsen in Brenndorf ihr Gotteshaus immer wieder aufgebaut haben.

Blick auf die evangelische Kirche in Brenndorf, 1992. Foto: Dietlinde Rhein

Brenndorf (rumänisch Bod, ungarisch Botfalu) wird 1386 in einem Prozess des Gräfen „Jacobus de Bathfalva“ gegen die Dorfbewohner erstmals urkundlich erwähnt. Eine romanische Basilika mit einem Glockenturm wird schon im 13. Jahrhundert in Brenndorf gebaut. Die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte ein wechselhaftes Schicksal. Reste der alten St. Nikolauskirche sind im Westeingang unter dem Glockenturm erhalten: romanisches Portal und Turmgewölbe.
1456 wird die Kirche durch einen Brand schwer beschädigt und 1477 neu getäfelt. 1710 wird die Kirche renoviert.
Am 6. April 1790 stürzt der Glockenturm durch ein Erdbeben ein. Der stark beschädigte Turm wird zum Großteil abgetragen und 1799 – unter Beibehaltung des Fundamentes und des untersten Stockwerkes – in der heutigen Form neu aufgebaut. 1800 stellen die Brenndörfer eine neue Uhr von Josef Dorer auf.
Am 26. Oktober 1802 wird die Kirche durch ein verheerendes Erdbeben zerstört. Die ganze Kirche, vom Glockenturm bis an den Chor, samt Dachstuhl, Gewölbe und den beiden Seitenmauern, stürzt ein. Orgel, Kanzel und alle Einrichtungsgegenstände in der Kirche werden unter dem Schutt begraben. Das siebenbürgische Gubernium erteilt 1803 der Kirchengemeinde Brenndorf eine Bewilligung zur Spendensammlung für den neuen Kirchenbau. Am 7. Mai 1804 beginnen die Arbeiten zum Neubau der Kirche, am 26. Oktober 1806 wird sie eingeweiht.
Die 1804-1806 errichtete neue Kirche ist eine Saalkirche mit eingezogenem Chor, flacher Stuckdecke und zwei Emporen. Das Chor ist 11 m lang und 9,10 m breit, das Schiff hat eine Länge von 24 m und eine Breite von 11,6 m. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 42,80 m, ihre Breite 11,60 m und innere Höhe 8,52 m.

Die Kirche hat drei Portale und 18 Fenster. Das Hauptportal an der Westseite ist, neben dem Taufstein und etlichen Teppichen, als einzige Erinnerung an die alte Kirche erhalten geblieben.

Der Taufstein der evangelischen Kirche Brenndorf (1491) ist der älteste im Burzenland. Foto: Peter Simon

 Das historisch bedeutsamste Stück der Kircheneinrichtung ist der achteckige, kelchförmige Taufstein aus dem Jahre 1491, der älteste Taufstein des Burzenlandes.

 

„Es ist ein einfacher, kelchförmiger massiver Stein. Der Fuß und der Nodus sind schmal im Verhältnis zu der massiven Cuppa, auf der in sehr großen Ziffern die Jahreszahl 1491 eingemeißelt ist. Durch seinen schönen Aufbau ist er erwähnenswert.“

(Eduard Morres, 1929)

 

Der Altar wurde 1816 vom Bildhauer Andreas Eisler neu gefertigt. Er besteht aus einem holzverkleideten Ziegeltisch, aus dem Schrein und klassizistischer Holzumrahmung.

Das Altarbild „Heiland im Gebet vor Gott“ in Gethsemane wurde 1869 vom bekannten akademischen Maler und Zeichenlehrer Carl Dörschlag (1823-1917), der aus Mecklenburg (Hohen-Luckow) nach Siebenbürgen eingewandert war, gemalt. Als Textvorlage habe dem Maler vermutlich die Stelle aus dem Lukasevangelium, Kapitel 22, Vers 39-43, gedient, schreibt Dekan i.R. Hermann Schuller in der Siebenbürgischen Zeitung vom 25. März 2013. Die kniende Gestalt Jesu in rotem Gewand, der Farbe des Sieges, aber auch des Blutes, trage kaum Züge des „leidenden Gottesknechtes“. Das Bild vermittelt die zentrale Aussage der Verkündigung.

Das Altarbild „Heiland im Gebet vor Gott“ in Gethsemane (1869) wurde von Carl Dörschlag gemalt. Foto: Siegbert Bruss

Das Altarbild wird von C. Schöpfer aus Kronstadt in einen vergoldeten Rahmen in die Altarnische eingesetzt, flankiert von klassizistischen Säulen. Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1806 und ist ebenfalls im klassizistischen Stil gehalten. Der Baldachin ist mit Pflanzenmotiven, einer Taube und einem Goldkreuz geziert.
Die neue Orgel wird 1810 von Johann Thois aus Rosenau über dem Altar, am Ostende der Kirche, eingebaut. Das Orgelgehäuse stammt aus dem Jahr 1816. Die Orgel ist nach dem mechanischen System gebaut und weist zwei Manuale, ein Pedal und 19 klingende Register auf. 1874 wurde die Orgel von Johann Schneider aus Kronstadt renoviert und 1898 vom Kronstädter Karl Einschenk gründlich instandgesetzt. 1957 wurde sie elektrifiziert.
Durch den Einsturz des Glockenturms beim Erdbeben von 1790 werden alle Glocken zerstört, danach hingen im Kirchturm zwei größere und zwei kleinere Glocken. Im Ersten Weltkrieg, 1916, werden drei Glocken requiriert; nur die Glocke aus dem Jahre 1846 bleibt bis heute erhalten. Drei neue Glocken werden 1923 von der Firma Schilling aus Apolda angeschafft: eine große und zwei kleinere, die einen E-Moll-Dreiklang bilden.
Die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1869.
Anfangs führten zwei Ringmauern um die Kirche herum und waren jeweils mit Türmen befestigt. Durch das Erdbeben von 1802 wird die Kirchenburg stark in Mitleidenschaft gezogen. 1865 werden die Ringmauern bis auf einen kleinen Teil der südöstlichen Außenmauer, die der Einfriedung des alten Friedhofes dient, abgetragen. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Ostturm abgerissen, in dem sich eine mit künstlerischen Wandmalereien geschmückte Taufkapelle befand.
Das alte Pfarrhaus stand zwischen der äußeren und der inneren Ringmauer der Kirchenburg. Beim Erdbeben von 1802 stürzten eine Seitenmauer und ein Rauchfang des Pfarrhauses ein. 1843-1844 wurde das neue Pfarrhaus gebaut. Außer dem an der Gassenfront stehenden, lang gestreckten Hauptgebäude (nur Erdgeschoss) verfügt es über eine Sommerküche, einen Stall und eine große Scheune.
1976 wird die Kirche nach Anweisungen des Architekten Günter Schuller, Kronstadt, einer Generalreparatur im Wert von 80.000 Lei unterzogen.
Wenige Monate später, am 4. März 1977, wurde sie durch ein Erdbeben so heftig erschüttert, dass mehrere Minuten die Glocken läuten und zwei kleine Glocken herunterfallen. Kirche und Turm bekommen tiefe Risse und durchgehende Sprünge. Durch das Einziehen von Stahlankern in die bis zu drei Meter dicken Mauern wird der stark beschädigte Turm entsprechend konsolidiert. Bei der Gesamtreparatur werden auch das Kircheninnere und Einrichtungsgegenstände teilweise erneuert. Die Kosten belaufen sich auf 300.000 Lei. Dank der Spenden aus dem In- und Ausland sowie des Einsatzes der Brenndörfer Gemeindeglieder, insbesondere der Blaskapelle, kann die renovierte Kirche schon am 6. November 1977 von Bischof D. Albert Klein wieder eingeweiht werden.
Durch ein Erdbeben im Mai 1990 wird die Kirche erneut beschädigt, tiefe Risse an den Mauern und Fensterbogen waren sichtbar. Seit dem Jahr 2000 wurden in der Kirche, wegen der Gefahr des Abbröckelns von Teilen der Decke, keine Gottesdienste mehr gehalten. Nach der Innenraumrenovierung im Jahr 2013 wird die Kirche wieder als Gotteshaus genutzt und steht Besuchern auf Anfrage offen. Weitere Informationen im Internet unter www.petersberg.sitew.org, beim Pfarramt Petersberg-Brenndorf, Tel.: (00 40) 2 68-36 05 50, und bei Kurator Manfred Copony, Telefon: (00 40) 7 21-98 24 31.
                                                                                    Siegbert Bruss, Otto Gliebe